Hier das Beispiel einer der vielen Frauen, die mit Stärke überzeugen:
Ursula Rasolomanana musste die schule mit 12 Jahren abbrechen, nachdem ihr Vater plötzlich gestorben war und die Mutter das Schulgeld nicht mehr bezahlen konnte. Mit 17 hat Ursula geheiratet, da es für sie kaum eine andere Möglichkeit gab. Ihr Traum vom Leben als Übersetzerin war damit gestorben. „Ich wollte frei sein, und reisen“, erzählt die heutige Kleinbäuerin aus Ankaditapaka. Aber vielleicht war das für ein Mädchen aus dem Hochland Madagaskars ohnehin utopisch.
Zur Schule wird sie nie wieder gehen können, das weiß die heute 28-Jährige. Heute hat sie drei Kinder, für die sie sorgen muss, und das bedeutet harte Arbeit auf dem Land in einer Region, in der jedes zweite Kind mangelernährt ist.
Voller Ehrgeiz und mit einer Vision vor Augen baute sie gemeinsam mit ihrem Mann ihr eigenes Haus, auf einem kleinen Hügel. Mit dem Stück Land um das Haus herum hat die Kleinbäuerin große Pläne: sie will eine Baumschule ins Leben rufen, um aus der Landschaft wieder einen Garten zu machen. Sie baut Kaffee an, Maniok und Orangen, hat einen eigenen Brunnen, kompostiert und pflanzt. „Mein großer Traum ist, dass irgendwann Reisende hier vorbeikommen. Dann lerne ich Fremdsprachen und kann doch noch übersetzen.“
Mit ihren vielen guten Ideen hat sie sich auch im Dorf Respekt verschafft. Trotz ihres jungen Alters leitet sie einen Verein des MISEREOR-Partnerprojekts Vahatra mit 38 Mitgliedern, nur drei davon Männer.
(Susanne Kaiser)