2011 wurde an diesem historischen Ort die Gedenkstätte Esterwegen eröffnet, die über Leben, Leiden und Tod in den Emslandlagern authentisch und eindringlich informiert. So erfährt man etwa, dass die Nationalsozialisten mit der Machtergreifung Anfang 1933 KZs planten und errichteten (so also auch in Esterwegen), um Rache an ihren politischen Gegnern zu nehmen. Die Umwandlung des Moores in Ackerland war nur ein vorgeschobener Grund – tatsächlich ging es um Brechung eines eigenständigen Willens sowie physische Vernichtung. Der wohl prominenteste Häftling war Carl von Ossietzky (die Oldenburger Universität ist bekanntlich nach ihm benannt), der von Februar 1934 bis Mai 1936 in Esterwegen gefangen gehalten wurde. Als Herausgeber der Berliner Zeitschrift »Weltbühne« hatte er schon früh vor den „braunen Truppen“ des Nationalsozialismus gewarnt, und 1935 -also mitten in seiner Lagerzeit- war ihm der Friedensnobelpreis zuerkannt worden. Von Ossietzky konnte zwar Esterwegen noch lebend verlassen, starb jedoch 1938 an den Folgen der erlittenen Torturen; „Mord auf Raten“ nennt es zu Recht der Ausstellungskatalog »Hölle im Moor« – eine im KZ alltägliche Praxis, der unzählige andere Lagerinsassen ebenfalls zum Opfer fielen. Man schätzt, dass insgesamt ca. 200.000 Menschen in den
Emslandlagern dem willkürlichen Terror jener als bereitwilligste Erfüllungsgehilfen der Nazi-Ideologie tätigen Folterknechte ausgeliefert waren, die nun in einer SS-Uniform als Herr über Leben und Tod sich aufspielen konnten, erst gestern noch aber genau die „radikalen Verlierer“ (Enzensberger) gewesen waren, die sich als gesellschaftlich überflüssig erwiesen hatten. Viele der Inhaftierten haben die Befreiung im April 1945 durch britische und kanadische
Panzerdivisionen nicht mehr erlebt.Es ist unabdingbar, dass junge Menschen von den Verbrechen des nationalsozialistischen Terrorsystems wissen, um aus der überwundenen Barbarei Lehren für Gegenwart und Zukunft ziehen zu können.
Mit den Worten Carl von Ossietzkys:
„Ob wir überleben, ist weder sicher noch die Hauptsache. Wie man aber später von uns denken wird, ist so wichtig wie dass man an uns denken wird. [...] Ein Deutschland, das an uns denkt, wird ein besseres Deutschland sein.“
STC
Aktuelles aus der LFS
06. Februar 2023
»Hölle im Moor«
In der ersten Februarwoche hat die Jahrgangsstufe 10 die Gedenkstätte Esterwegen bei Papenburg aufgesucht. Zwischen 1933 und 1945 betrieb der NS-Staat im Emsland neben 14 anderen Lagern auch in Esterwegen ein Konzentrations- und Strafgefangenenlager als Teil des nationalsozialistischen Terrorsystems.